Werralandrallye und Wesermarathon 2022

Seit Oktober des letzten Jahres hatte unser Bootswart André geplant, Mails verschickt, gebucht, geflucht und vernetzt; und am 29. April war es nun endlich so weit: Zwölf Astor*innen machten sich auf den Weg ins hessische Eschwege, um innerhalb von zwei Tagen über 130 Kilometer auf der Werra und Weser zurückzulegen.

Und so trafen wir uns morgens um 8 Uhr beim Bootshaus, um die Quintett, die Heinz Hornemann und die Rhein – einen Vierer des Ruderklub am Wannsee – zum Startpunkt der Wochenend-Wanderfahrt zu ziehen. An dieser Stelle gilt Rainer, André, Martin, Thomas und Stefan ein besonderer Dank für ihre Fahrdienste, die das Wochenende um einiges erleichtert haben!

Gegen Nachmittag erreichten alle mehr oder weniger unbeschadet den Kanuverein Eschwege. Ob einige Beifahrer*innen des Busses, der den Anhänger gezogen hatte, von dem Quietschen des Fahrzeuges einen Tinnitus erlitten, weiß ich leider nicht. Sicher ist jedoch, dass Harald es den Fahrern wohl noch lange übel nehmen wird, nirgendwo einen Kaffee bekommen zu haben. Trotz dessen wurden die Boote zügig aufgeriggert und die Gruppe geteilt, sodass Martin sein Auto zum Ziel in Holzminden in Niedersachsen fahren konnte und von Harald, Stefan und Gundi im Bully zurück gefahren wurde.

Die zweite Gruppe erkundete währenddessen Eschwege – inklusive der Schleuse, die am Samstagmorgen per Selbstbedienung durchfahren werden musste – und kaufte diverse Lebensmittel für die kommenden beiden Tage ein. Bananen, Äpfel; alles; was das Herz von rudernden Menschen erfreut. Unglücklicherweise hatte hatte unser Hängershuttle-Quartett die gleiche Idee auf dem Weg von Holzminden nach Eschwege; sodass es uns an Bananen nicht mangelte.

Nachdem beide Gruppen, ausgestattet mit üppigen Vorräten, wohlbehalten am Gasthof Zur Krone angekommen waren, ließen wir den Abend bei leckerem Essen und guten Gesprächen ausklingen, und auch Sophia und Thomas, die mit dem Zug nachgekommen waren, schafften es schließlich – sogar ohne Abholkomitee! -, den Weg zum Gasthof zu finden.

Damit wir am nächsten Tag früh starten können, wurde – natürlich zur Freude der Allgemeinheit, und ganz besonders zur Freude von Sophia, Harald und Paul – beschlossen, sich direkt nach dem Frühstück um Viertel nach acht auf den Weg zu den Booten zu machen – von wegen „Wenn die Sonn‘ am höchsten steht, Astoria auf’s Wasser geht!“.

Die Mannschaft der Quintett…
… und die Mannschaft der Hornemann vor dem Selbstbedienungsschleusvorgang in Eschwege.

Fast pünktlich fuhren wir mit dem Bus zu den Vierern, teilten die Mannschaften ein und lagen kurz darauf vor der Selbstbedienungsschleuse Eschwege. Leider gab es hinter der Schleuse ein kleines Problem: Die Wassertiefe betrug vielleicht zehn Zentimeter. Wir versuchten zunächst, mit minimaler Besatzung zu schleusen, setzten aber prompt direkt unter dem Schleusentor auf. Die Boote bewegten sich kein Bisschen, sodass Gundi, Rainer und Thomas todesmutig ausstiegen, um die Hornemann und die Quintett zu befreien. Keine zehn Meter hinter der Schleuse lief die Hornemann ein zweites Mal auf Grund. Trotzdem schafften wir es, gegen halb Elf die ersten Untiefen ohne Bootsschäden hinter uns zu lassen und ruderten los. Also doch „Wenn die Sonn‘ am höchsten steht…“

Selbstbedienung hatten wir uns auch etwas anders vorgestellt – trotzdem schafften wir es durch die Schleuse!

Die Strömung trug uns schnell durch das Werratal, und so erreichten wir gegen 15 Uhr unseren Pausenplatz in Witzenhausen – glücklicherweise nicht ohne eine Kaffee- und Kuchenpause, die vom Kanuclub gesponsert wurde.

Nach einem Picknick auf der Terrasse des dortigen Kanuclubs – mit Ahle Worscht, Keksen, Hummus, weniger Brötchen als gewünscht und mehr Bananen als nötig – setzten wir unsere Reise fort. Vor uns lag das für uns, die kaum welligere Gewässer als den Großen Wannsee bei Wind kennen, spannendste Stück der Werra: Der Flutgraben – ein Abschnitt des Flusses mit Wildwasser.

Der Mannschaft der Hornemann schien das jedoch nicht aufregend genug zu sein, denn kurz vor dem Flutgraben schafften sie es, sich in einem ins Wasser gestürzten Baum zu verfangen. Es dauerte etwas, bis sie sich wieder herausmanövriert hatten, aber irgendwann schafften  Florian, Rainer und André es, die Besatzung aus den Ästen zu befreien, die inzwischen sehr großen Gefallen am Backbordskull von Brigitte gefunden hatten, und wir fuhren durch den Flutgraben.

Beide Boote schafften es unversehrt durch den Flutgraben.

Nachdem wir unsere Boote am „Letzten Heller“ mit studentischer Hilfe des Hamburger RC Süderelbe umgetragen hatten, erreichten wir am frühen Abend Hannoversch Münden. Dort bezogen wir unsere Hotelzimmer, genossen in einer örtlichen Pizzeria ein wunderbares Abendessen und spazierten danach zum Weserstein – er markiert die Stelle, an der Fulda und Werra zur Weser zusammenfließen.

Der Weserstein in Hannoversch Münden.

Nach 60 Kilometern am Samstag standen am Sonntag 80 Kilometer an. Das bedeutete: Noch früher aufstehen, frühstücken und losfahren – dieses Mal sogar pünktlich.

Wir setzten unsere Boote in die Weser und fuhren los. Vorbei an mehr Schafen und Kühen als am Vortag, ruderten wir zunächst bis Gieselwerder. Dort pausierten wir, flohen gerade noch rechtzeitig vor dem Wassersport-Gottesidienst, der dort anlässlich des 50. Wesermarathons stattfand und setzten unsere Reise fort. Pünktlich um elf waren wir zurück auf dem Wasser und ruderten das zweite Drittel der insgesamt 80 km – an einer nicht mehr vorhandenen Elektrofischscheuchanlage des nicht mehr betriebenen Atomkraftwerkes in Würgassen vorbei – bis nach Beverungen. Dort erfolgte die zweite Mittagspause – inklusive Beleidigungen eines äußerst freundlichen Radfahres, der uns erst als „schlechteste Ruderer der Welt“ bezeichnete und dann fast Stefan in die Weser schmiss – aber auch nur fast.

Fast vor dem Ziel: Vor den „schlechtesten Ruderern der Welt“ liegen noch circa 20 Kilometer.

Schließlich traten die schlechtesten Ruderer der Welt den Wasserweg zum Endziel in Holzminden an. Mit endlich scheinender Sonne, etwas Gegenwind, aber leider ohne ein motivierendes „Das schaffen wir nie!“ von Harald beendeten wir die Silberstrecke des Wesermarathons und kamen als vermutlich letzter Verein in Holzminden an. Der dortige Ruderverein verteilte an die hungrigen Astor*innen Würstchen, bevor wir die Quintett und die Hornemann abriggerten und verluden, alle auf die Autos verteilten und Holzminden verließen, um zurück nach Berlin zu fahren.

Danke an alle Teilnehmenden, die dieses Wochenende zu einer wirklich tollen Fahrt gemacht haben. Im nächsten Jahr versuchen wir uns dann vielleicht an der Goldstrecke. Was sagt ihr?